Mit digitaler Technologie und Audioinhalten gegen das Lepra-Stigma

Mit digitaler Technologie und Audioinhalten gegen das Lepra-Stigma

Falls Sie gerade ungläubig die Stirn gerunzelt haben: Doch, ganz recht - Lepra gibt es tatsächlich immer noch. Im Jahr 2019 wurden der Weltgesundheitsorganisation weltweit immerhin mehr als 200.000 neue Fälle gemeldet. Schätzungsweise 2 bis 3 Millionen Menschen leben derzeit weltweit mit leprabedingten Behinderungen.

Die meisten Neuerkrankungen im Jahr 2019 wurden in Indien, Brasilien und Indonesien diagnostiziert; über die Hälfte davon in Indien. Kein Wunder, denn dort lebt nach wie vor ein Drittel der armen Weltbevölkerung - und genau diese Gruppe ist unverhältnismäßig stark von der Krankheit betroffen.

Lepra ist eine der am meisten stigmatisierten Krankheiten der Welt. Erkrankte Menschen werden in ihrer jeweiligen Gesellschaft oft ausgegrenzt. Eine Lepradiagnose führt häufig zur Scheidung, zum Verlust des Arbeitsplatzes und Einkommens oder direkt in die Obdachlosigkeit. Es überrascht daher nicht, dass Leprakranke aufgrund all dieser Belastungen oft zusätzlich mit psychischen Problemen kämpfen.

Gegensteuern können wir hier nur, indem wir seriöses, sachlich richtiges Wissen über die Krankheit Lepra, über Übertragungswege und Behandlungsmöglichkeiten überall zugänglich machen. Denn leider sind gerade bei diesem Thema Aberglauben und falsche Informationen weit verbreitet: So glauben zum Beispiel viele Menschen, dass die Krankheit Lepra ein Fluch Gottes sei, dass sie durch böse Geister, Hexerei oder Magie verursacht werde oder eine Bestrafung für frühere Sünden darstelle. Andere behaupten, Lepra würde durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel oder durch ein Bad im Fluss übertragen oder gar von Generation zu Generation vererbt.

In Zusammenarbeit mit unseren Partnern von der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) haben wir jetzt für unser Projekt in Indien umfangreiche und praxiserprobte Inhalte zu diesem Thema zusammengetragen. 22 Fragen und Antworten decken alle relevanten psychischen und physischen Gesundheitsaspekte rund um die Erkrankung Lepra in leicht verständlicher Sprache ab. Sie werden in die verschiedenen Muttersprachen der Menschen in Indien übersetzt und aufgenommen, die sie vor Ort erreichen sollen. Nach der Fertigstellung der Audiodateien können dann nicht nur unsere Partner, sondern alle lokalen Nichtregierungsorganisationen und auch Privatpersonen diese kostenlos nutzen.

Mithilfe der Audioinhalte wollen wir das Bewusstsein für Lepra in den Stammesgebieten in Palghar und den Slums von Mumbai schärfen. Das Projekt "Sun ke Seekho" (Hören und Lernen) zielt darauf ab, insgesamt 300.000 Menschen im ausgewählten Einzugsgebiet zu erreichen. Aufklärungsarbeit ist ein wichtiger Schritt hin zur Eindämmung von Lepra in der lokalen Bevölkerung. Eine 2014 bis 2016 von GLRA India mit Unterstützung des Indian Council of Medical Research (ICMR) durchgeführte Langzeitstudie ergab, dass nur wenige Menschen in Maharashtra über das Thema Lepra und eine sinnvolle Vorsorge oder Therapie Bescheid wissen. Sogar unter den Leprapatienten selbst verfügten lediglich 24 % über umfassendes Wissen zu ihrer Erkrankung. Fast die Hälfte der Befragten (49 %) hatten überhaupt noch nie etwas über Lepra gehört/gesehen/gelesen.

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