Zugang zu Gesundheitswissen für Flüchtlingsfrauen: Das Audiopedia-Projekt in Uganda

Zugang zu Gesundheitswissen für Flüchtlingsfrauen: Das Audiopedia-Projekt in Uganda

Der einfache Zugang zur Gesundheitswissen ist natürlich besonders entscheidend unter schwierigen Lebensbedingungen, wie sie zum Beispiel in Flüchtlingslagern herrschen. Das Audiopedia-Projekt in Uganda, das in Partnerschaft mit der lokalen NRO TPO (Transcultural Psychosocial Organisation) durchgeführt wurde, sollte deshalb Frauen in der Palorinya-Flüchtlingssiedlung genau diesen Zugang verschaffen - und zwar mit Hilfe von Solar-Audioplayern.

TPO Uganda ist eine lokale Nichtregierungsorganisation in Uganda, die sich um die psychische Gesundheit und das psychosoziale Wohlbefinden von Gemeinschaften kümmert, die von Krisen und Konflikten betroffen sind. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt dabei auf Flüchtlingslagern. TPO bietet dort unter anderem Beratung, Unterstützung für die psychische Gesundheit der Flüchtlinge und gemeinschaftsbezogene Maßnahmen an.

Die psychische Gesundheit stellt einen wichtigen Aspekt der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens dar, das gilt insbesondere in einer Flüchtlingsumgebung. Der Stress und das Trauma der Vertreibung können erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit des Einzelnen haben. Ein unkomplizierter Zugang zu psychosozialer Unterstützung ist für die Bewältigung dieser Herausforderungen unerlässlich. Das Audiopedia-Projekt in Uganda, das in Partnerschaft mit TPO durchgeführt wurde, zielte deshalb darauf ab, dieses Problem anzugehen, indem es den Frauen in den Flüchtlingslagern Gesundheitswissen zugänglich machte. Unter anderem ging es dabei um Informationen über die Gesundheit von Müttern, um Ernährung sowie um die COVID-19-Prävention.

Das Audiopedia-Projekt fand in der Flüchtlingssiedlung Palorinya statt. Die Palorinya-Flüchtlingssiedlung befindet sich im Bezirk Moyo in Uganda, nahe der Grenze zum Südsudan. Sie ist eine der größten Flüchtlingssiedlungen in Uganda und beherbergt mehr als 60.000 südsudanesische Flüchtlinge. Die Siedlung wurde 2016 eingerichtet, um ein sicheres Umfeld für den Zustrom von südsudanesischen Flüchtlingen zu schaffen, die vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land fliehen. Sie wird von der ugandischen Regierung in Zusammenarbeit mit dem Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) und anderen humanitären Organisationen betrieben. Die Flüchtlinge in der Siedlung sind mit einer Reihe von Problemen konfrontiert, unter anderem mit einem begrenzten Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und anderen grundlegenden Dienstleistungen. Darüber hinaus ist die Bevölkerung für ihr Überleben weitgehend auf humanitäre Hilfe angewiesen.

 

Überwindung von Sprachbarrieren: Gesundheitserziehung in Madi, Kuku und Arabisch

Das Audiopedia-Projekt richtete sich an 392 Frauen. Das Projektteam produzierte hierfür Audioinhalte parallel in gleich drei Sprachen: Madi, Kuku und Arabisch. So sollte sichergestellt werden, dass alle Flüchtlingsfrauen die Inhalte verstanden. In Phase I des Projekts wurden dann Solar-Audiogeräte an die Frauen im Flüchtlingslager verteilt, mit denen jede Frau die Inhalte zur Gesundheitsaufklärung in ihrer Muttersprache anhören konnte. Die Inhalte umfassten dabei Themen wie die Gesundheit von Müttern, sowie Ernährung und Gesundheit von Mutter und Kind. Die Solar-Audiogeräte waren einfach zu bedienen, und die Inhalte waren so konzipiert, dass sie auch für Frauen mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen leicht verständlich waren. Außerdem erhielten die Frauen natürlich eine Anleitung, wie der Solar-Audioplayer zu benutzen ist.

In der zweiten Projektphase führte das Team Folgebesuche im Flüchtlingslager durch, um die Auswirkungen des Projekts zu bewerten. Das Team führte dazu Interviews mit den Frauen und stellte fest, dass sich deren Wissen über die vermittelten Themen verbessert hatte. Die Frauen gaben alle auch an, dass die Audio-Inhalte für sie leicht zu verstehen waren und dass sie ihnen gerne zuhörten.

Jocknus Bitekere, Projektkoordinator bei TPO Uganda, erklärt: "Diese Solar-Audiogeräte bekamen für die Frauen im Flüchtlingslager eine große Bedeutung. Sie konnten damit in ihrer jeweils eigenen Sprache - Madi, Kuku und Arabisch - an der Gesundheitsaufklärung teilnehmen. Damit war eine zentrale Kommunikationsbarriere beseitigt." Auch Ben Otto, Monitoring & Evaluation Manager bei TPO, unterstreicht die positiven Ergebnisse des Projekts: "Die Frauen in diesem Flüchtlingslager haben nur begrenzten Zugang zu Informationen. Dank dieses Projekts konnten wir ihnen nun wichtiges Wissen über die Gesundheit von Müttern und deren Ernährung vermitteln."

 

Gestärkte Frauen als Motor der positiven Veränderung in der Flüchtlingssiedlung

Von den 392 Frauen, die durch die COVID-19-Aufklärungskampagne des Projekts erreicht werden konnten, ließen sich im Anschluss daran 212 (36 Männer und 176 Frauen) impfen. Das allein stellte in einer Region, in der viele Menschen dem Impfen sehr skeptisch gegenüberstehen, einen großen Erfolg dar. Darüber hinaus konnten im Rahmen des Projekts auch 16 Fälle von Alkoholmissbrauch und zwei Selbstmordversuche aufgedeckt und entsprechend interveniert werden. Die Teilnehmerinnen des Projekts haben für sich nun ganz neue Stressbewältigungsstrategien entwickeln können, und sie beachten auch die COVID-19-Schutzmaßnahmen besser: Wer die Informationen erhalten hatte, trug konsequenter Gesichtsmasken und installierte in den Wohnungen eher Handwaschvorrichtungen. Damit wurden die Projektteilnehmerinnen zu Vorreiterinnen und Multiplikatorinnen in der COVID-19-Prävention. Sie ermutigten außerdem auch andere Flüchtlinge, sich impfen zu lassen, und halfen dabei, negative Vorurteile und Mythen, die in vielen afrikanischen Ländern rund um das Thema Impfen existieren, in der Flüchtlingsgemeinschaft zu zerstreuen. Die Projektteilnehmerinnen berichteten auch, dass sich das soziale Klima in ihren jeweiligen Haushalten insgesamt verbessert habe. 

Zusammenfassend darf man sagen, dass das Audiopedia-Projekt in Uganda Pionierarbeit geleistet hat: Es demonstrierte überzeugend, wie sich für Menschen in einem Flüchtlingslager unkompliziert und effizient Zugang zu Gesundheitsinformationen schaffen lässt. Durch die Zusammenarbeit zwischen der lokalen Partner-Organisation TPO, der deutschen Nichtregierungsorganisation DAHW und der Audiopedia-Stiftung wurde unter Frauen im Flüchtlingslager, die sonst nur begrenzten Zugang zu dieser Art von Informationen gehabt hätten, erfolgreich Gesundheitsaufklärung betrieben. Der Einsatz solarbetriebener Audioplayer stellte dabei einen ebenso innovativen wie kostengünstigen Weg dar, die Inhalte zu vermitteln. Das Projekt unterstreicht einmal mehr die zentrale Bedeutung leicht zugänglicher Gesundheitserziehung und demonstriert das Potenzial von solarbetriebenen Audioplayern als Mittel, um gerade Menschen in abgelegenen und schwer zugänglichen Gebieten einfach und erfolgreich zu informieren.